Musik beim Trainieren – ja oder nein?
Musik kann die Motivation beim Sport steigern und gleichzeitig das Trainingserlebnis verbessern. Wissenschaftliche Studien belegen, dass gezielt ausgewählte Musik unter anderem die Leistungsfähigkeit erhöhen und die wahrgenommene Anstrengung reduzieren kann. Dennoch reagieren Sportler unterschiedlich auf musikalische Reize – persönliche Vorlieben und Trainingsziele spielen eine wichtige Rolle.
Kurzer Blick in die Wissenschaft
Zahlreiche Studien haben die Wirkung von Musik auf die sportliche Performance untersucht. In einer viel zitierten Arbeit von Karageorghis und Terry (1997) wurde nachgewiesen, dass die richtige Musikauswahl die Ausdauer steigern und das Training als weniger anstrengend erscheinen lassen kann. Auch neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Musik das Schmerzempfinden herabsetzt und die Konzentration erhöht.
Dabei ist vor allem die Wahl des Tempos von Bedeutung:
- Schnelle, rhythmische Musik: Kann die Herzfrequenz leicht anheben und einen positiven „Push-Effekt“ auslösen.
- Langsame Musik: Wirkt eher beruhigend und kann zur mentalen Fokussierung beitragen.
Mögliche Vorteile von Musik beim Sport
Motivation und Stimmung
Musik kann für bessere Stimmung sorgen und hilft dabei, innere Widerstände zu überwinden. Gerade bei anstrengenden Einheiten oder in Trainingsphasen mit wenig Energie kann der richtige Song für den entscheidenden Motivationsschub sorgen.
Reduzierte Wahrnehmung von Anstrengung
Studien zeigen, dass Musik die subjektiv wahrgenommene Belastung (RPE, „Rate of Perceived Exertion“) senken kann. Das bedeutet, dass man sich trotz gleichbleibender oder sogar steigender Intensität weniger erschöpft fühlt, was insbesondere beim Ausdauertraining von Vorteil ist.
Bessere Fokussierung
Eine zum Trainingsrhythmus passende Musik kann helfen, in einen „Flow-Zustand“ zu kommen. Viele Sportler berichten, dass sie sich durch gleichmäßige Beats und repetitive Melodien leichter auf die Übungsausführung konzentrieren können.
Zeitgefühl
In einem intensiven Training kann die Zeit gefühlt langsamer vergehen. Musik lenkt ab und lässt die gefühlte Dauer kürzer wirken. So fällt es oft leichter, einen längeren Zeitraum am Stück aktiv zu bleiben.
Mögliche Nachteile und Grenzen
Ablenkung bei technisch anspruchsvollen Übungen
Vor allem bei komplexen Grundübungen wie Kniebeugen oder Kreuzheben muss die Technik stimmen. Zu laute oder sehr treibende Musik kann unter Umständen vom sauberen Bewegungsablauf ablenken.
Sicherheit im Fokus
Wer beispielsweise im Straßenverkehr läuft oder Rad fährt, sollte auf die Umgebungsgeräusche achten. Laute Musik über Kopfhörer kann dazu führen, wichtige Signale oder Warnungen nicht mehr wahrzunehmen.
Unterschiedliche Wirkungen auf verschiedene Menschen
Nicht jeder reagiert auf Musik gleich. Was für den einen ein Motivationsboost ist, kann für den anderen schlicht Lärm bedeuten und sich negativ auf die Konzentration auswirken.
Individualität als Schlüssel
Die Wahl, ob mit oder ohne Musik trainiert wird, sollte immer an den persönlichen Vorlieben sowie den Trainingszielen ausgerichtet sein.
Gerade im Kraftsport, wo präzise Bewegungen und eine gute Körperwahrnehmung entscheidend sind, schwören einige Athleten auf ruhige Umgebungen, um sich voll und ganz auf die Muskelspannung zu fokussieren.
Tipps für die richtige Musikauswahl
1. Tempo anpassen
- Für Ausdauerläufe empfiehlt sich eine mittelhohe bis hohe BPM-Zahl (z. B. 120–150 BPM), die dem eigenen Laufrhythmus entspricht.
- Bei Kraftübungen oder HIIT-Einheiten kann Musik mit höherem Tempo (z. B. elektronische Beats) für zusätzliche Energie sorgen.
- Zum Cool-down oder bei Mobility-Übungen kann entspannte Musik mit niedrigem Tempo die Regeneration unterstützen.
2. Playlist strukturieren
- Wer beim Cardiotraining Intervalle läuft, kann Songs so wählen, dass sich schneller und langsamer Rhythmus abwechseln.
- Kurze, laute „Push“-Tracks für intensive Phasen und ruhigere Songs für Erholungsintervalle helfen dabei, sich an die Trainingsblöcke anzupassen.
3. Art des Trainings berücksichtigen
- Beim Ausdauersport (Laufen, Radfahren, Rudern) kann Musik eine gute mentale Stütze sein.
- Beim Krafttraining sollte man darauf achten, dass die Musik nicht von der korrekten Ausführung ablenkt.
- Mannschaftssportarten profitieren oft von gemeinsamer „Teammusik“ vor dem Training oder Spiel, um sich als Gruppe zu pushen.
4. Individualität wahren
- Nicht jede Studie lässt sich auf jeden Menschen übertragen. Musik kann positiv wirken, muss es aber nicht zwingend.
- Wer merkt, dass Musik stört oder das Trainingserlebnis beeinträchtigt, sollte lieber auf eine leise Hintergrunduntermalung oder komplett auf Musik verzichten.
Fazit
Musik beim Training kann ein echter Gamechanger sein – Studien zeigen, dass sie das Durchhaltevermögen steigert, die Stimmung hebt und die Anstrengung geringer erscheinen lässt. Gleichzeitig ist nicht jeder Mensch gleich empfänglich für musikalische Reize.
Einige Sportler bevorzugen absolute Ruhe, um sich optimal auf Technik und Körpergefühl zu konzentrieren. Letztlich entscheidet die individuelle Vorliebe sowie die jeweilige Trainingssituation darüber, ob Musik zum idealen Begleiter oder eher zur Ablenkung wird.
Empfehlenswert ist es, verschiedene Varianten auszuprobieren und herauszufinden, was persönlich am besten funktioniert.