Kaum ein Trainingsgerät ist gleichzeitig so beliebt und verachtet wie die Multipresse. Während die Befürworter die hohe Sicherheit und die vielfältigen Trainingsmöglichkeiten loben, weisen die Kritiker auf eine angeblich unnatürliche Bewegungskurve hin. Zu Recht?
Man findet sie wohl in jedem Studio: die Multipresse, im englischsprachigen Raum Smith Machine. Mit wenigen Ausnahmen ist sie letztlich einfach eine geführte Langhantel, die nur nach oben und unten bewegt werden kann. Dadurch ist sie äußerst flexibel einsetzbar: verschiedenste Druckübungen für Brust, Schulter und Trizeps, Kniebeugen, Ausfallschritte, Rudern, Schulterheben… die Anzahl der möglichen Übungen ist nahezu unbegrenzt.
Rauf und runter
Der große Unterschied zum Training mit einer freien Langhantel ist klar die fehlende Dreidimensionalität der Bewegung, denn die Multipresse kennt nur rauf und runter. Beim Training an der Multipresse ist es also nicht notwendig, selbständig die Balance zu halten. Das hat den Vorteil, dass man sich voll und ganz darauf konzentrieren kann, das Gewicht aus der Zielmuskulatur heraus zu drücken oder ziehen. An diesem Punkt ist die Multipresse sehr gut mit anderen Maschinen vergleichbar. Im Vergleich zu diesen ist sie aber doch flexibler und individueller einsetzbar, da Position und Winkel der Bank frei gewählt werden können. In Verbindung mit Sicherungs-Pins ist die Multipresse damit das perfekte Tool um sicher ans absolute Leistungslimit zu gehen.
Genau diese Eindimensionalität der Bewegung ist es jedoch, die dafür sorgt, dass die Multipresse immer wieder kritisiert wird. Denn auch wenn man sich in ihr frei positionieren kann, der Bewegungsweg ist immer vorgeschrieben. Ob das letztlich ein Problem ist oder nicht, hängt von der jeweiligen Übung ab, daher bietet es sich an, die zentralen Übungen an der Multipresse einmal durchzugehen, um zu schauen, ob sie sich wirklich dafür eignet.
Druckübungen für den Unterkörper
Für die „Königin der Übungen“ ist die Multipresse zugleich ideal und absolut unbrauchbar. Ein Widerspruch? Keineswegs! Vielmehr kommt es auf die Ausführung an. Eine low bar-Kniebeuge, also die Variante, bei der die Stange sehr tief abgelegt wird, wodurch es zu einer recht weit nach vorn gebeugten Ausführung kommt, ist an der Multipresse kaum sinnvoll ausführbar. Ganz anders sieht das aber bei der high bar-Variante aus, die aufgrund der hohen Anforderungen an die Mobilität frei eher selten anzutreffen ist. Hier ermöglicht die Multipresse eine sehr aufrechte Haltung des Oberkörpers, da die Knie etwas weiter nach vorne gestellt werden können. Diese Variante ist quadricepslastiger als die low bar-Beuge. Es kommt bei der Kniebeuge also stark darauf an, welche Muskelgruppe man fokussieren möchte und welche Ausführungsvariante einem persönlich besser liegt. Geradezu prädestiniert ist die Multipresse aufgrund der Führung für einbeinige Varianten. Und auch für Ausfallschritte eignet sich die Multipresse sehr gut.
Druckübungen für den Oberkörper
Die Multipresse ermöglicht die Ausführung nahezu jeder relevanten Druckübung für den Oberkörper, wobei sie sich nicht für jede Variante gleichsam eignet. Nicht ideal ist sicherlich ein klassisches Flachbankdrücken in der Multipresse, da die Bewegung frei einen Bogen beschreibt. Zwar gibt es auch mit der freien Langhantel Ausführungsvarianten, bei denen die Stange mit weit abgespreizten Armen gerade nach oben gedrückt wird, jedoch übt diese Ausführung enormen Stress auf die Schultergelenke aus. Für klassisches Flachbankdrücken eignet sich die Multipresse daher nur bedingt. Für andere Druckübungen wie enges Bankdrücken, Schulterdrücken oder Schrägbankdrücken hingegen ist die Multipresse ideal geeignet.
Zugübungen
Bei den Zugübungen sind es primär drei: Rudern, Kreuzheben und Schulterheben. Letzteres ist in der Multipresse einfach und unproblematisch umzusetzen, bietet aber keinen nennenswerten Mehrwert im Vergleich zur freien Ausführung. Nicht viel anders verhält es sich beim vorgebeugten Rudern. Kreuzheben hingegen ist aufgrund der vorgegebenen Bewegung im Grunde nur partiell ausführbar. Generell lässt sich festhalten, dass die Vorteile der Multipresse bei Zugübungen deutlich weniger zum Tragen kommen, die Einschränkungen jedoch durchaus vorhanden sind. Mit Ausnahme des Schulterhebens gibt es daher kaum sinnvolle Argumente für das Ausführen dieser Übungen in der Multipresse.
Fazit
Die Multipresse ist eine ausgezeichnete Wahl, wenn es bei Druckübungen darum geht, des Faktor Stabilität aus dem Spiel zu nehmen. Somit ist es möglich, sich voll und ganz auf die Druckbewegung selbst zu konzentrieren und somit sicher und effektiv zu trainieren. Ob es sinnvoll ist, die Stabilisierung der Maschine zu überlassen, kommt vor allem auf das Trainingsziel an. Das Training mit freien Hanteln bezieht notwendigerweise viel mehr Stabilisatoren mit ein, was beispielsweise für Athleten anderer Sportarten, für die das Drücken nur ein ergänzendes Training ist, von Vorteil ist. Wem es aber primär darum geht, Muskeln aufzubauen, der sollte die Multipresse in sein Training einbeziehen.